Das Kernanliegen der „ Gesellschaft Erholung“ ist es, Gleichgesinnten einen Ort der Begegnung zu schaffen. Mitglied können männliche Personen werden, die das 25.Lebensjahr vollendet haben. Sie sollen durch Beruf und Wohnsitz enge Bindungen zu Bergisch Gladbach haben. Die Aktivitäten, ihrem Wesen nach nicht auf „Öffentlichkeit“ angelegt, richten sich vor allem nach innen. Sie zielen darauf, ihren Mitgliedern Kraft und neue Anregungen für ihre Bewährung im Beruf und für die Mitverantwortung in Staat und Gesellschaft zu vermitteln. Die Gesellschaft hilft Neubürgern, sich rasch in Bergisch Gladbach zu Hause zu fühlen, Wichtiges über ihre neue Heimat zu erfahren und dauerhafte Freundschaften zu begründen. Die Geselligkeit ist ebenfalls ein wichtiger Zweck der Gesellschaft. Sie wird neben der Jahres-Hauptversammlung (traditionell im „Altenberger Hof“ gepflegt in vielfältigen Veranstaltungen wie Frühlings- und Weihnachtsball, Exkursionen wie z. B. „Kölner Lichter“, Vorträgen, der Auto-Rallye durch das Bergische Land und Museumsbesuchen.
Die „Gesellschaft Erholung“ ist die älteste noch immer aktive Vereinigung gleichgesinnter Bürger der Stadt Bergisch Gladbach. Am 30.Okober 1851 – und damit noch bevor die Stadt 1856 die Stadtrechte erhielt – wurde die Gesellschaft zur Pflege der Geselligkeit und Freundschaft und zum Zweck der Bildung und der Erweiterung des Allgemeinwissens wie gleichzeitig viele ähnliche Gesellschaften in Deutschland gegründet. So ist die Geschichte der „Gesellschaft Erholung“ untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden, die zum damaligen Zeitpunkt gerade einmal 4655 Einwohner zählte.
Die Namen der Gründungsmitglieder stehen für eine in der Mitte des 19. Jahrhunderts in vielerlei Hinsicht beachtliche Entwicklung von Industrie, Handel und Verwaltung. Den entscheidenden Anstoß zur Gründung der Gesellschaft gaben die zahlreichen Papierfabrikanten. Folgerichtig war der Gründungspräsident Carl August Koch Papierfabrikant der Kiepenmühle.
Das erste Gesellschaftslokal wurde fast 50 Jahre lang der Gasthof Kolter, bevor durch Gründung der „Casino-Gesellschaft“, u.a. mit finanzieller Unterstützung durch Richard und Hans Zanders, ein eigenes Haus erworben wurde, das später durch den Namen „Bergischer Löwe“ weithin bekannt wurde. Nach den Plänen des Baumeisters Bopp erbaut ist der alte Trakt immer noch eine Zierde der Stadt und erfüllt nach dem Umbau zum heutigen „Bürgerhaus Bergischer Löwe“ nach den Plänen von Gottfried Böhm neue Aufgaben als Kulturhaus der Stadt.
In den Jahren bis zur Jahrhundertwende bzw. bis noch zum Beginn des 1. Weltkriegs wurden Bildung und Unterhaltung bei der „Gesellschaft Erholung“ großgeschrieben. Davon zeugte eine umfangreiche Bibliothek im Vereinslokal. Eigene Theaterstücke wurden im „Bergischen Löwen aufgeführt. Darüber hinaus besaß das „Casino“ einen umfangreichen Weinkeller, der regen Zuspruch erfuhr.
Die Herren, die sich mehrmals in der Woche bei der „Erholung“ trafen, waren allesamt gute Patrioten. Streng im Glauben und in der Tradition ihrer Elternhäuser erzogen waren sie dennoch dem Neuen, den großen Veränderungen in der Welt aufgeschlossen und bereit, die großen Herausforderungen der Zeit anzunehmen.
1871 war die „Gesellschaft Erholung“ 20 Jahre alt geworden. Das fällige Stiftungsfest wurde mit der Siegesfeier anlässlich des Einzugs in Paris verbunden. Der Sieg über die Franzosen überwog zunächst alle anderen Ereignisse. Das Kaiser- und Königshaus wie der „Eiserne Kanzler“ Otto von Bismarck hatten es den Männern in der „Erholung“ in der damaligen Zeit angetan.
Der Heimatforscher Dr. Ferdinand Schmitz zog am 08. Dezember 1923 anlässlich des 72. Stiftungsfests der Gesellschaft eine erschütternde Bilanz jener traurigen Entwicklung, wie sie sich auch für die Mitglieder der Gesellschaft ergab und auch unter ihnen mit Blutzoll verbunden war.
In den Jahren der Weltwirtschaftskrise haben die Mitglieder der „Gesellschaft Erholung“ viel für die Versöhnung von Kapital und Arbeit getan, privates Eigentum in Arbeitnehmerhand geschaffen, ein blühendes Vereinsleben, Kunst, Sport und Bildung gefördert.
Mit Hitlers Machtergreifung und mit dem „Dritten Reich“ war das Ende der „Gesellschaft Erholung“ besiegelt. Vereine freier Bürger passten nicht mehr in die politische Landschaft und wurden „gleichgeschaltet“. Auf zunehmenden Druck der NSDAP-Kreisleitung beschloss der Vorstand am 14. 11.1935 die Liquidation der „Gesellschaft Erholung“. Die Bankguthaben mussten an das Winterhilfswerk überwiesen werden. Die Übertragung aller Anteile der „Casino-Gesellschaft GmbH“ erfolgte auf die Stadt Bergisch Gladbach.
Die Mitglieder der Gesellschaft hatten jedoch die Kontakte untereinander nicht abreißen lassen und in privatem Kreis weiter gepflegt, auch wenn der Krieg Lücken in ihren Reihen gerissen hatte. Am 30.05.1951 erfolgte die feierliche Neugründung . Moritz Weig, der 1935 die schwere Last der Auflösung getragen hatte, trat wieder an die Spitze der „Gesellschaft Erholung“. Das Clubleben blühte wieder auf. Das Stiftungsfest fand 1956 im „Altenberger Hof“ mit immerhin 64 Teilnehmern statt. Die ersten Feste wurden so fröhlich wie in alten Zeiten gefeiert. Der Nachholbedarf war nach all den bitteren Jahren entsprechend groß. Nur die wöchentlichen Herrenabende bzw. Stammtische fielen dem Wandel der Zeit zum Opfer und zollten der Hektik ihren Tribut.
Unter dem Verleger Gustav Lübbe als 1. Vorsitzenden (1970-87) erlebte die „Gesellschaft Erholung“ eine neue Blüte, bei der an die Tradition der Epoche der „Casino-Gesellschaft“ wieder angeknüpft werden konnte. Erst im Jahre 1976 war das ehemalige Unternehmen „Bergischer Löwe“ von der Stadt Bergisch Gladbach im Zuge der Umwandlung zum „Bürgerhaus Bergischer Löwe“ privatisiert worden. Die „Gesellschaft Erholung“ wurde Gesellschafter der Löwen GmbH, die das von Gottfried Böhm geschaffene „Bürgerhaus“ nunmehr als Stätte der Kunst, Unterhaltung und Begegnung durch bewegte Zeiten führte. Gustav Lübbe sorgte mit seinen „guten Beziehungen“ immer wieder für Höhepunkte bei den Festen und den zahlreichen hochinteressanten Vortragsveranstaltungen.
Aufgrund der Historie ist die Mitgliedschaft in der „Gesellschaft Erholung“ auch heute noch Männern vorbehalten. Doch längst haben sich die Formen der Geselligkeit gewandelt. So sind die Veranstaltungen der Gesellschaft heute ein Ort der Begegnung für die Familien ihrer Mitglieder.
So hat sich die Welt verändert und damit auch die „Gesellschaft Erholung“. Aber es gibt immer noch genügend Gründe, Mitglied in der Gesellschaft zu sein. Unter dem derzeitigen 1. Vorsitzenden Marco Schmitz hat die Gesellschaft ca. 140 Mitglieder, die die heiteren Stunden im Freundeskreis genießen und über neue Ideen und wichtige Impulse zur Weiterentwicklung von Stadt und Land nachdenken.